Synchronisieren der R1100S und R1150R mit Seilzugverteiler  

                                                                                                                                                               

 

 

1.   Vorbereitung

    - Ventile kalt einstellen, (Einlass 0,15mm, Auslass 0,3mm, sehr genau einstellen!)

    - Drosselklappen auf Anschlag prüfen und Mechanik wie Seilrollen usw. auf Sauberkeit prüfen und reinigen!  

      Alle Seilzüge sind teflonbeschichtet, nicht ölen, sonst quellen sie auf und werden schwergängig!

 

- Hauptzündspule, Zündkabel, Kerzenstecker können durch Isolationsfehler zu Überschlägen, speziell an scharfen Graten am Kopf, führen. Diese Teile schaue ich mir bei jeder

  Inspektion genau an und reinige sie mit Alkohol. Der Kerzenstecker kann sehr leicht mechanisch/elektrisch durch die hohe Abziehkraft beschädigt werden, besonders dann,

  wenn grob ausgehebelt wird.

  Am besten Steckerabzieher vom Bordwerkzeug verwenden, wenn er abrutscht drücke ich mit der Rohrzange gegen die Greifer!

  Die Hauptzündspule beim Doppelzünder steckt in der rauen Umgebung vom Zylinderkopf und ist somit allen Umwelteinflüssen ausgesetzt. Daraus folgt starke Beanspruchung vom Mantel,

  der gerne zu rosten beginnt. Wenn dann Feuchtigkeit eindringt wird´s ganz schlecht für die Zündung!

 

    - Kerzenbild prüfen (Elektrodenabstand 0,8mm)

      Das Kerzenbild ist hellgrau, weil unser Sprit im Gegensatz zu früher bleifrei ist und der Motor nicht unter Volllast abgestellt wurde, sondern ganz normal eine Zeitlang unter Teillast bzw. Leerlauf bis zum Abstellen lief. In diesem Fall läuft der Motor voll an der Magergrenze und bringt die Elektroden eh auf hellgraue Farbe!

     Diese Kerzen waren 10000 Km in Betrieb und hätten jederzeit wieder eingebaut werden können, da die Elektroden und Isolatoren noch völlig intakt waren (keine Schmelzspuren)!

     Wer es genauer prüfen will muss eine Strecke unter Teil oder Volllast fahren, Zündung ausschalten, ausrollen und dann die Kerzen prüfen.

     Allerdings müsste das Gemisch auch in Teil/Volllast stimmen, wenn der Leerlauf und somit die Drosselklappen korrekt eingestellt sind, es sei denn die Kennlinie des DK-Poti hätte sich

     verändert, was sehr unwahrscheinlich ist. Insofern kann man sich diese Maßnahme schenken!

    

 

Hauptkerze: NGK BKR 7 EKC,

Nebenkerze bei Doppelzünder Bosch YR6LDE

Diese Kerzen wurden speziell für die BMW-Boxer entwickelt und reichen für den Doppelzünder völlig aus!

alternativ: NGK DCPR 8 EKC

Für den Einzelzünder würde ich auf entsprechende Iridium Kerzen umstellen, weil durch den Spitzeneffekt,

ein besserer Zündfunke entsteht und die Haltbarkeit besser ist.

 

- Luftfilter muss sauber sein, ggf. ausblasen, eventuell wechseln!

 

 

2. Leerlaufsynchronisation

      Bike auf Betriebstemperatur warmfahren!

      * Beide Gaszüge an DK auf ca. 2mm Spiel drehen.

      - Gaszug und Chokezug am Lenker auf 1mm Spiel drehen.

      - beide Umluftschrauben Einstellung (Umdrehungen bis Sitz) ermitteln, notieren und markieren.

        dann herausschrauben, auf Verschmutzung/Ablagerungen an der Spitze prüfen.

        (BMW-Wert an meiner Rockster rechts u. links 1 1/4 Umdr.)

  Auf alte Stellung drehen und Synchrotester anschließen!

 

Motor starten und stabilisieren lassen!

- An linker Umluftschraube Leerlaufdrehzahl auf 1200 UpM einstellen, weniger ist durch die Belastung vom ABS III, über die Lichtmaschine, nicht ratsam!

- An rechter Umluftschraube Synchronität einstellen und zum Feinabgleich wiederholen!

 

Sollte die Leerlaufdrehzahl nicht erreicht werden, so müssen die Drosselklappenanschläge verändert werden (Garantiesiegel muss gebrochen werden).

   Beide Umluftschrauben leicht auf Sitz drehen.

         Mit Drosselklappenanschlagschrauben auf 1200UpM synchronisieren und kontern.

   (Fein Justage kann wieder mit Umluftschrauben neu durchgeführt werden).


 neu: Motor abstellen, die neue Potieinstellung muss nun durch die Motronic neu eingelernt werden! Dazu muss die Sicherung F5 kurz gezogen werden und

         anschießend das Gas 2-mal voll aufzogen und zurück auf Leerlauf gestellt werden. Die Motronic nimmt nun den neuen DK-Bezug am LL- Anschlag auf!           

         Motor wieder starten!

 

3. Spielfreie Einstellung der Drosselklappenseilzüge (mit Seilzugverteiler)

         Beide Drosselklappen müssen am Anschlag anliegen!

       | Spiel an beiden DK-Seilzügen minimieren!

         Am linken DK-Seilzug Einsteller Spiel verringern bis Asymmetrie angezeigt wird, dann wieder auf Symmetrie einstellen und kontern.
         Am rechten DK-Seilzug Einsteller Spiel verringern bis Asymmetrie angezeigt wird, dann wieder auf Symmetrie einstellen und kontern.

    

 

  Achtung: sekundäre Seilzüge sollen spielfrei, aber leichtgängig eingestellt sein und am DK- Anschlag stehen!

             Anschließend Synchronität bei Gasstößen bis 3000Upm prüfen ggf. nachstellen!

 

4. Einstellung des Gas Zuges (Seilzugverteiler)

      - Gaszug am Lenker auf 1mm einstellen und konternGasgriff auf Leichtgängigkeit und ca. 0,5 mm axiales Spiel prüfen!   


-  Kaltstarthebel:
zurückgeschoben sollten etwa 0,5 mm Spiel am Hebel sein!

   Auf Stufe 1 sollte die Drehzahl um ca. 500UpM zunehmen, ist abhängig vom Hebelspiel!
   Dabei kann durch Spiel im Seilzugverteiler leichte Asymmetrie auftauchen!

   Die ist leider nicht auszugleichen, weil die Priorität und Einstellung für den normalen Fahrbereich mit Gasgriff zu sehen ist! Ist sie zu groß, so muss der

   Seilzugverteiler gewechselt werden!  

      - Lenkertest – Leerlaufdrehzahl darf sich beim Schwenken in beide Richtungen nicht ändern!   

      - Motor abstellen!

      - Syncrotester abschließen.

      - Verschlussstopfen auf Risse prüfen, denn Leckluft verfälscht die ganze Einstellung!  Verschlusstopfen aufstecken!

 

 

  Sollte der Motor trotz Synchronität beim Beschleunigen zum Klingeln neigen, sollten die Einspritzdüsen auf Dichtigkeit und auf korrekten Kraftstoffdruck geprüft werden!

 

  Bei Umrüstungen auf Y-Rohr etc. müssen die Drosselklappenanschläge eventuell verstellt und ein Chiptuning durchgeführt werden, um so über die Motronic

  ein angepasstes Gemisch, über den gesamten Leistungsbereich, zu erhalten!

 

 Achtung: Das Garantiesiegel muss dazu gebrochen werden!  
                  Die Motronic berechnet die momentane Luftmenge aus der Drosselklappenstellung und daraus die erforderliche Spritmenge. Als Bezug nimmt sie sich die DK-Stellung

       am Leerlaufanschlag über das Poti und kalibriert sich dabei selber, nachdem über F5 die Versorgungspannung (Dauerplus) auf geschalten wurde!
       Wird also die versiegelte linke Anschlagschraube verdreht, wird nach der automatischen Kalibrierung die Kraftstoffzumessung verschoben!
       Die Lambdaregelung (PI-Regelkreis) der Motronic arbeitet etwas verzögert und nur bis zum mittleren Leistungsbereich.

                 So kann durch Verstellen des DK-Anschlages Magermixproblemen beim Beschleunigen vorgebeugt werden. Natürlich muss dabei auf die Abgaswerte, gute Leerlaufdrehzahl 

                 geachtet und neu synchronisiert werden!

                

 

Zusätzliches Werkzeug:      Drehmomentschlüssel 5 – 25 Nm, ¼ Zoll Antrieb

                                               Inbus Einsatz 6mmSW mit Klingenhalter ¼ Zoll (Ventildeckel)

                                               Ringschlüssel 10mm SW (Kipphebel)

                                               Gabelschlüssel 10mm SW (Gas-, u. DK-Züge)

                                               Inbusschlüssel mit T-Griff, 3mm SW (Kipphebel)

                                               Kerzenschlüssel mit ¼ Zoll Antrieb

                                               (Eigenfertigung 1/4 Zoll Nuss quergebohrt und mit Kerzenschlüssel verschraubt)

                                               2 Fühlerlehren (0,15 / 0,3mm) 

 

                                             

      Handliche Synchrotester passen auch in den Tankrucksack, um bei Bedarf auf einem Parkplatz einzustellen,

                                      oder nach zu trimmen!

 

 

 

Drehmomente:             Kontermutter, Kipphebel 8 Nm

                                       Ventildeckel 8 Nm (über Kreuz festziehen)        

                                       Zündkerzen mit 20 Nm

                                              

      Achtung: zu hohe Anzugswerte, ohne Drehmomentschlüssel, können zur Schädigung der Gewinde,

      Kerzen, oder Zylinderköpfen führen!

      Zu geringe Anzugswerte vermindern die Wärmeableitung der Kerzen zu den Zylinderköpfen mit der Folge,

      dass die Kerzen überhitzten mit fatalen Folgen für die Kolben!

 

 

 

01.09.2021, Rolf Grauer